Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nessar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Kaloyan Velkov
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt.“
Seit zwei Jahren kämpfen Angehörige der Ermordeten für Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen. Sie fordern Aufklärung über die Mitschuld und das Versagen deutscher Sicherheitsbehörden! Sie führen einen unermüdlichen Kampf, um Antworten auf nicht beantwortete Fragen zu erhalten.
- Warum besaß der Täter trotz rassistischer und verschwörungsideologischer Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Hanau und mehrerer Strafverfahren gegen ihn zwei Waffenbesitzkarten?
- Warum wurde der Notausgang der „Arena Bar“ im Vorfeld von der Polizei versperrt, sodass niemand während des Anschlags fliehen konnte?
- Warum war der Polizeinotruf in der Tatnacht nicht erreichbar?
- Welche Rolle spielte der Vater des Täters bei dem Anschlag, der dasselbe rassistische Weltbild seines Sohnes teilt und heute noch die Tatwaffen seines Sohnes zurück verlangt?
- Warum bekam nicht der Vater des Täters eine Gefährdenansprache durch die Polizei, sondern die Angehörigen der Familien?
- Warum haben Polizisten nicht geprüft, ob Ferhat Unvar noch am Leben war und haben keine lebensrettende Maßnahmen eingeleitet als sie ihn gefunden haben? Die Überwachungsvideos zeigen, dass Ferhat Unvar sich nach den Schüssen hinter den Tresen geschleppt hat und ein später eingetroffener Polizist einfach über ihn hinweg gestiegen ist. Ferhat Unvar wurde um ungefähr kurz nach 22 Uhr angeschossen. Auf der Totenurkunde wurde der Todeszeitpunkt als 3.10 Uhr vermerkt. Was ist in den 5 Stunden mit Ferhat passiert?
- Warum haben Behörden die Familien der Verstorbenen in der Tatnacht nicht über den Verbleib ihrer Angehörigen informiert? Warum wurden Obduktionen ohne Kenntnis der Familien durchgeführt?
- War es Zufall, dass 13 der 19 rechtsextremen Beamten des aufgelösten SEK aus Frankfurt in der Tatnacht in Hanau im Einsatz waren?
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Die Zahl der den Behörden bekannten Rechtsextremen mit Waffenerlaubnis steigt jährlich. 2019 waren es ca. 900 – 2020 waren es ca. 1200 – 2021 waren es über 1500. Die Dunkelziffer wird um einiges höher sein. Der Anstieg der Zahl zeigt eine ununterbrochene Kontinuität des bewaffneten Rechtsrucks in Deutschland. Der deutsche Staat erlaubt zurzeit über 1500 Rassisten legal im Besitz von Waffen zu sein! Dass bewaffnete Rassisten in Deutschland ihre Waffen nicht nur zu Dekorationszwecken nutzen, wissen wir nicht nur seit den Anschlägen in Halle und Hanau. Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Köln, Heidenau. Die Kette des systematischen Mordens, des Wissens, des Leugnens, des Zuschauens, des Schweigens, des Versagens ist lang! Der NSU konnte aufgrund eines gut organisiertem Netzwerkes mit Verbindungen zum Verfassungsschutz in Deutschland 7 Jahre lang morden ohne aufzufliegen. In Nürnberg, in Hamburg, in München, in Rostock, in Dortmund, in Kassel, in Heilbronn. Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodorus Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter. Am 11. November 2011 begann der Generalbundesanwalt zu den NSU-Morden zu ermitteln. Am selben Tag schredderte der Verfassungsschutz 7 Akten zur Thüringer Neonaziszene, aus der das Trio Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt stammt.
1500 bewaffnete Rassisten bedeuten weitere rassistisch motivierte Anschläge mit weiteren Ermordeten. Wir fordern die konsequente Entwaffnung aller Rassisten!
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
In Deutschland gibt es ein Phänomen, welches für sich wiederholende Ausnahmen steht und Kontinuitäten beschreibt: Das Phänomen der Einzelfälle! Viele Einzelfälle ergeben ein Muster. Sich wiederholende Muster ergeben ein System!
Kapitalismus, Rassismus, Kolonialismus und Patriarchat bilden ein System, das auf Spaltung ausgerichtet ist. Das Phänomen der vermeintlichen Einzelfälle zielt darauf auf, keine Verbindung zwischen den rassistischen Ereignissen herzustellen, um die Machtposition des Staates aufrecht zu erhalten. Doch werden diese Strukturen verknüpft, entblößt sich das faschistische, rassistische Gesicht des Kapitalismus!
Bertolt Brecht sagte einst: „Der Zorn ist da, der Gegner ist bezeichnet; aber wie bringt man ihn zu Fall?“
Wir glauben fest daran, dass dieses System veränderbar ist!
Wir glauben fest daran, dass eine andere Welt möglich ist!
Der Feind dieses Systems heißt Organisierung!
Hanau ist kein Einzelfall – Widerstand überall!